Sprechstunden
Allgemeine Sprechstunde
In den Sprechstunden unserer Zentren für Gerinnungsmedizin werden alle Erkrankungen des Blutgerinnungssystems, der sogenannten „Hämostase“, behandelt.
Dies sind insbesondere die Sprechstunde für Thrombosen (Thrombosen, Lungenembolien; arterielle Gefäßverschlüsse wir Hirninfarkt, Herzinfarkt) und Blutungsneigungen. Das Werlhof-Institut hat hierfür eine Vielzahl von Experten, die in Gerinnungsmedizin ausgebildet wurden. Zudem verfügt das Zentrum über ein eigenes Labor vor Ort.
Daneben gibt es Spezial-Sprechstunden.
Hinweise zur Vorbereitung Ihres Besuchs in unserem Zentrum sowie die Sprechstunden finden Sie im Menü ‚Termin & Kontakt‘ für die Standorte Hannover und Magdeburg.
Sprechstunde für Kinder und Jugendmedizin (Werlhof-Institut Hannover)
Eine Beeinträchtigung der Blutgerinnung kann sich bereits kurz nach der Geburt oder erst später im Kinder- und Jugendalter bemerkbar machen. Hier ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich um „normale Alltagserscheinungen“ oder eine im Zusammenhang mit der Klinik (oftmals „blaue Flecken“, Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Blutungen nach Verletzungen) bzw. mit der Familienanamnese (Gerinnungsstörungen bei Eltern und engen Verwandten) stehende Erkrankung handelt. Es bedarf hier einer guten Betreuung der Kinder und eines vertrauensvollen Austauschs zwischen den Eltern und den behandelnden Ärzten.
Die Diagnostik und Behandlung dieser Patienten liegt im Werlhof-Institut deshalb in den Händen von Ärzten mit Erfahrung in der Kinder- und Jugendmedizin. Sofern es Jugendliche zu einem späteren Zeitpunkt wünschen, ist ein Wechsel zu den anderen Fachärzten*Innen problemlos möglich. Diesen Übergang organisieren wir zusammen mit Ihrem Kind, mit Ihnen und dem Ärzte-Team.
Für manche Untersuchungen und Behandlungen ist für Minderjährige eine Aufklärung des/der Erziehungsberechtigten und deren Einwilligung erforderlich, so dass Minderjährige in Begleitung eines Erziehungsberechtigten in unser Zentrum in Hannover kommen müssen.
Hämophilie-Sprechstunde
Für Patienten mit einer Hämophilie haben wir eine spezielle Sprechstunde eingerichtet. Die klassischen „Blutererkrankungen“ sind die Hämophilie A (Blutgerinnungs-Faktor VIII-Mangel) und die Hämophilie B (Blutgerinnungs-Faktor IX-Mangel). Diese Krankheiten werden über das X-Chromosom vererbt, so dass Männer immer erkranken und Frauen mögliche Carrier (Überträgerinnen, Konduktorinnen) sind.
Der Mangel der Gerinnungsfaktoren VIII kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Patienten mit einer sogenannten mittelschweren Form (Restaktivität: 5-15%) haben oft nur Blutungen in Verbindung mit einer Verletzung oder einer Operation. Bei Operationen können jedoch schon geringe Minderungen des Faktor VIII-Spiegels zu einer Blutungsneigung führen (Subhämophilie). Patienten mit einem vollständigen Mangel (Restaktivität des Gerinnungsfaktors < 1%) können spontane Blutungen haben und bedürfen einer lebenslangen Therapie im Blutungsfall und/oder zur Prophylaxe von Blutungen. Ähnlich verhält es sich bei Patienten mit der Hämophilie B. Auch hier gibt es unterschiedliche Ausprägungen des Mangels des Gerinnungsfaktors IX. Alle Patienten werden kontinuierlich in unserem Hämophilie-Zentrum betreut. Sofern erforderlich werden weitere Kompetenzzentren und Fachdisziplinen in Abspreche mit dem Patienten eingebunden. Hierdurch werden spezielle Fragestellungen wie die der Orthopädie, der Chirurgie, der Gynäkologie, der Schmerzmedizin, der Nuklearmedizin, etc. oder begleitende Therapiezentren wie die der Physiotherapie oder Kliniken für Operationen in die Behandlung eingebunden, um bestmögliche Behandlungsresultate zu erzielen. Unser Hämophilie-Zentrum ist an verschiedenen Studien und Anwendungsbeobachtungen beteiligt. So gewährleisten wir, dass stets aktuelle Möglichkeiten moderner Therapieformen berücksichtigt werden können und eine optimale und moderne Betreuung durch Einbindung von Behandlungsdaten in Studiengruppen gewährleistet wird.
Carrier (Konduktorinnen) Sprechstunde
Eine Hämophilie kann auch Frauen betreffen. Dadurch, dass eine Frau zwei X-Chromosome besitzt, ist eine der Erbinformationen (Gen) betroffen, die andere fast immer nicht. Somit steht die Information zur Bildung des Gerinnungsfaktors VIII oder IX grundsätzlich zur Verfügung.
Dennoch kann eine Hämophilie auch bei Frauen auftreten. Unabhängig davon, kann die Erkrankung durch die Trägerin des betroffenen Gens vererbt werden. Wir beraten Sie diesbezüglich in unserer Sprechstunde.
Von-Willebrand-Syndrom-Sprechstunde
Das Von-Willebrand-Syndrom (VWS), früher auch Willebrand-Jürgens-Syndrom genannt, ist eine Blutgerinnungsstörung, die sehr häufig ist. Sie kann angeboren oder erworben sein. Bei den Betroffenen ist der Von-Willebrand-Faktor (VWF) vermindert oder in seiner Funktion gestört. Der VWF bildet einerseits bei einer Verletzung eine Verbindung zwischen dem verletzten Gewebe und den Blutplättchen und stabilisiert zum anderen den Blutgerinnungsfaktor VIII, der für die Blutgerinnung wichtig ist (siehe auch Hämophilie-Sprechstunde).
Informationen zu dieser Erkrankung erhalten Sie in einem Fachartikel von Prof. Gutensohn im Bereich „Veranstaltungen, Informationen“ oder einem Buch von PD Dr. Mario von Depka.
Das Von-Willebrand-Syndrom ist eine Erkrankung deren klinisches Erscheinungsbild sehr unterschiedlich sein kann. Eine Neigung zu blauen Flecken (Hämatome), häufiges Nasenbluten (oft schon im Kindesalter), Zahnfleischblutungen oder Blutungen im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung, lange anhaltende Nachblutungen nach Verletzungen, Blutungen nach Operationen, bei Frauen auch verstärkte oder verlängerte Monatsblutungen oder Blutungen im Rahmen einer Geburt: all dies sind mögliche Symptome des Von-Willebrand-Syndroms.
Es bedarf bei den Patienten mit einem von-Willebrand-Syndrom einer guten Anamnese, einer sehr speziellen Labordiagnostik in unserem Institut und einer gemeinsamen Abstimmung zwischen dem Patienten und dem behandelnden Arzt , welche Therapieform geeignet ist.
Sprechstunde thrombozytäre Erkrankungen
Blutplättchen (Thrombozyten) sind die kleinsten und nach den Erythrozyten die zahlreichsten Blutzellen im menschlichen Blut. Thrombozyten spielen eine Schlüsselrolle bei der Blutstillung (Hämostase) und der Bildung eines Gefäßverschlusses (Thrombose), sind aber auch an zahlreichen anderen Prozessen im Körper beteiligt. Da Thrombozyten in einem gesunden Körper nur etwa 7-10 Tage im Blut verweilen, werden ungefähr 100 Milliarden von ihnen pro Tag von einem gesunden Erwachsenen neu gebildet. Diese enorme „Anstrengung“ des Körpers zeigt schon, wie wichtig die Thrombozyten sind.
In der Diagnostik der Thrombozyten wollen wir einschätzen, ob ein Patient ein erhöhtes Blutungs- oder Thromboserisiko hat. Wir möchten wissen, ob alle bekannten und als wichtig eingeschätzten Funktionen der Thrombozyten normal sind und die Therapieeffizienz von Thrombozytenfunktionshemmern überwachen. Die zugrundeliegenden Mechanismen der Thrombozytenfunktionen möglichst auch auf molekularer Ebene zu kennen, ist für die Diagnostik der Thrombozyten von entscheidender Bedeutung und dieses wiederum ist für die Behandlung unerlässlich. Daher arbeiten wir im Werlhof Institut eng interdisziplinär zusammen.
Grundlegend für Störungen der Thrombozytenfunktion kann eine Verminderung der Zahl der Thrombozyten (Thrombozytopenie), aber auch eine Verminderung oder Steigerung von Funktionen der Thrombozyten, oder auch beides zugleich sein. Eine Thrombozytopenie kann mit einer Vielzahl von Erkrankungen einhergehen. Ein wichtiger Grund, neben anderen Ursachen, ist die ITP (siehe „+ Sprechstunde ITP (Immunthrombozytopenie, M.Werlhof“). Verschiedene Mechanismen tragen zu thrombozytären Erkrankungen bei. Das Verständnis der Mechanismen ist entscheidend für die Diagnose der thrombozytären Erkrankung und für eine darauf abgestimmte Behandlung.
Bei Untersuchungen der Thrombozytenfunktionen gilt es schon vor der Durchführung von Testverfahren wichtige Punkte zu beachten. Unsere Mitarbeiter entnehmen das Blut auf sehr schonende Art und Weise und im Werlhof Institut kann das Blut vor Ort schon wenige Minuten nach Entnahme untersucht werden. Damit die Untersuchungen optimale Voraussetzungen haben, bitten wir Sie, 40 Minuten vor Beginn der Sprechstunde im Wartezimmer noch etwas zu entspannen und in dieser Zeit einen ausführlichen Fragebogen zu Ihren Beschwerden und zu eventuellen Blutstillungs- oder Thromboseproblemen bei Angehörigen auszufüllen, den Sie dann später mit uns in der Spezialsprechstunde besprechen werden.
Sprechstunde ITP (Immunthrombozytopenie, Morbus Werlhof)
Der Namensgeber unseres Gerinnungszentrums war der Arzt und Dichter Paul Gottlieb Werlhof (1699-1767). Er war der Erstbeschreiber der nach ihm benannten idiopathischen Thrombozytopenie (Morbus Werlhof).
In Deutschland leben derzeit circa 16.000 Patienten mit einer chronischen Form der ITP. Im Werlhof-Institut werden eine Vielzahl dieser Patienten betreut. In ca. 80% der Fälle findet man keinen Auslöser (primäre Form). Bei den übrigen 20% kommt es zu einer ITP durch Medikamenteneinnahmen, Virusinfekte, usw.
Bei der Immunthrombozytopenie (ITP) handelt es sich um eine Blutungsstörung, die durch eine Verminderung der Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) verursacht wird und bei Personen auftritt, die nicht an einer anderen Krankheit leiden, welche die Blutplättchen betrifft. Bei der ITP erkennt das Immunsystem des Körpers die eigenen Blutplättchen fälschlicherweise als „Fremdkörper“ und wehrt sie mit Auto-Antikörpern ab. Hierdurch werden die Blutplättchen zerstört und aus dem Blutkreislauf entfernt. In Folge kommt es zur Abnahme der Thromboyztenzahl im Blut. Dies führt zu einer erhöhten Blutungsneigung mit Symptomen wie „blauen Flecken“ (Hämatome), Nasen- und Zahnfleischbluten oder einer länger andauernden, verstärkten Blutung bei Verletzungen.
Für die Diagnose bedarf es eines Speziallabors für Blutgerinnung. Das Werlhof-Institut verfügt über ein solches Labor, so dass die empfindlichen Blutproben nicht verschickt werden müssen.
Für die Behandlung stehen eine Vielzahl von Möglichkeiten und Medikamenten zur Verfügung. Diese Therapie muss „maßgeschneidert“ auf den Patienten angepasst und ggf. im Verlauf der Erkrankung geändert werden.
Sprechstunde Frauengesundheit (Gynäkologie)
Fragestellungen der Gerinnungsmedizin bei Frauen sind sehr vielfältig. Hier bedarf es einer guten Zusammenarbeit zwischen Fachärzten*Innen für Gynäkologie und unserem Gerinnungszentrum.
Viele der Fragen betreffen Thromboseneigungen. Diese können in Form von Venenthrombosen, Lungenembolien und arteriellen Gefäßverschlüssen auftreten. Sie spielen eine mögliche Rolle bei Fehlgeburten (Abortneigung) oder bei der Vorbereitung einer künstlichen Befruchtung (z.B. ICSI, IVF).
Ganz wesentlich ist auch die Abklärung einer Beeinflussung der Blutgerinnung durch die Einnahme hormonhaltiger Medikamente („Pille“ / orale Kontrazeption; Hormonersatztherapie (HRT)). Bestandteile dieser Medikamente beeinflussen Gerinnungsfaktoren, so dass hierdurch eine Thromboseneigung gefördert werden kann.
Gleichermaßen sind aber auch Blutungsneigungen von großer Relevanz in der Frauenmedizin. Hier stehen insbesondere eine verlängerte oder verstärkte Menstruation („Regelblutung“) im Vordergrund. Ursächlich können grundlegende Störungen der Blutgerinnung sein (Willebrand-Syndrom, Erkrankungen der Blutplättchen), Autoimmunprozesse (z.B. Anti-Phospholipid-Syndrom), Grunderkrankungen (z.B. Virusinfektionen), Gefäßerkrankungen, etc. Die genaue Differenzierung der Beeinträchtigung des Gerinnungssystems, die Einordnung einer evtl. Erkrankung und die zielgerichtete, mit der Patientin und dem/der Gynäkologen*In abgestimmte Behandlung, sind wesentlich für die Besserung der Symptome oder die Behandlung einer Erkrankung bzw. eines Auslösers.
Schwangeren-Sprechstunde
Eine sorgfältige und vertrauensvolle Kooperation zwischen uns und den zukünftigen Eltern ist eine wichtige Voraussetzung für eine unbeschwerte und sichere Schwangerschaft .
Bei Frauen mit einer Gerinnungsstörung kann eine Schwangerschaft eine besondere gerinnungsmedizinische Betreuung erfordern. Dies gilt für Frauen, die bereits Thrombosen hatten, beispielsweise während einer vorangehenden bzw. auch außerhalb einer Schwangerschaft oder für Frauen mit einer generellen Thromboseneigung (Thrombophilie). Sowohl die Schwangerschaft wie auch das Wochenbett führen zu einer deutlichen Änderung der Blutgerinnung mit einer erhöhten Gerinnbarkeit des Blutes und einer damit verbundenen erhöhten Thromboseneigung.
Gleichermaßen ist eine Betreuung für Frauen mit einer Blutungsneigung wichtig (Willebrand-Syndrom, Erkrankungen der Blutplättchen, etc.).
Daher betreuen wir Frauen meist unmittelbar ab dem Zeitpunkt der Feststellung einer Schwangerschaft bis einige Wochen nach der Entbindung. Oft ist eine regelmäßige Untersuchung erforderlich, da die Gerinnungsneigung mit der Dauer der Schwangerschaft zunimmt. Je nach persönlicher Situation kann eine Gerinnungshemmung mit Medikamenten (z.B. Antikoagulation) erforderlich werden. Diese muss so gewählt sein, dass sie effektiv aber auch für das Kind unschädlich ist. Gegebenenfalls muss die Antikoagulation auch nach Entbindung noch eine Zeit fortgesetzt werden. Nach Möglichkeit wird dann eine Blutverdünnung gewählt, die ein unkompliziertes Stillen erlaubt.
Bei Frauen mit einer Blutungsneigung kann es sein, dass bestimmte Gerinnungsfaktoren in Form eines Medikaments während der Schwangerschaft gegeben werden müssen. Auch hier betreuen wir die Schwangere.
Marcumar-Sprechstunde
Das Medikament Marcumar® wird auch heute noch für die Gerinnungshemmung („Blutverdünnung“, orale Antikoagulation) in Form von Tabletten eingesetzt.
Wenn bei Ihnen diese langfristige Antikoagulation mit diesem Vitamin K-Antagonisten notwendig ist, erfordert dies zunächst eine Schulung für die korrekte Handhabung und eine Unterweisung über mögliche Einflussfaktoren der Behandlung. Im Regelfall wird die Wirkung und korrekte Dosierung des Medikaments über Kontrollen der Blutwerte anhand des INR-Wertes (International Normalized Ratio, bzw. „Quick-Wert“) im medizinischhen Labor kontrolliert. Zu Beginn der Behandlung erfolgen engmaschige Laborkontrollen, später dann Kontrollen in mehrwöchigen Abständen.
Diese Kontrollen können auch anhand einer Bestimmung aus Kapillarblut innerhalb weniger Minuten durch den Patienten selbst erfolgen, so dass eine Blutabnahme aus einer Vene nicht erforderlich ist. Hier beraten wir Sie über die Möglichkeit Messungen in Form einer Heimselbstkontrolle durchzuführen. Falls dies medizinisch erforderlich ist und eine Genehmigung Ihrer Krankenkasse vorliegt, werden Sie in der Handhabung eines Messgerätes für die Selbstdurchführung des Labortests bei Ihnen zu Hause geschult.